Ortsgeschichte

Die Geschichte der Gemeinde Roetgen

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Roetgen liegt im südlichen Teil des Kreises Aachen auf dem Luvabhang des Hohen Venns. Die zur Gemeinde gehörenden Ortschaften Roetgen, Rott und Mulartshütte sind ringsum von einem der größten zusammenhängenden Waldgebiete des Landes umgeben. Ältester Ortsteil ist Mulartshütte. Die Eisenverhüttung, die im Umfeld bereits von den Römern betrieben wurde, war Grundlage der Ortsbildung.

Erkennbar wird die Geschichte des Ortes durch die Bezeugung einer Urkunde aus dem Jahr 1430, die das Erbrecht am Vichtbach beschreibt und Voraussetzung für die Anlage des Mulartswerkes war. Die Wasserkraft der Vicht diente der Mulartshütte annähernd 300 Jahre.

Nach Beschäftigung im Tuchmachergewerbe während des 18. Jahrhunderts war im 19. Jahrhundert landwirtschaftliche Nutzung die Lebensbasis der meisten Einwohner. Typische Baumerkmale ihrer Häuser weisen auf diese Entwicklung hin. Neben der ortsbildprägenden Giebelfront der alten Nagelschmiede am Dorfplatz ist hier besonders das schöne barockale Großfachwerkhaus aus der Eifeler Tuchmacherzeit "Altes Jägerhaus" (siehe Bild rechts) beachtenswert.

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Durch ihre grünen Fluren und sanft aufsteigenden Höhenzüge (ca. 350 bis 580 m) sowie dem besonderen Reiz des südwestlich gelegenen Hohen Venns ist sie von Natur aus zum Erholungsgebiet geschaffen.

Schon zur Römerzeit wies Roetgens Territorium einen wichtigen Straßenstern auf. Hier kreuzten wichtige Verkehrswege von Xanten über Aachen nach Trier und von Düren über Stolberg nach Eupen und Lüttich.

Eine Besiedlung der im fränkischen Herrschaftsgebiet liegenden Gemeinden fand jedoch erst in der mittelalterlichen Rodungsperiode statt.

In der sogenannten "Roetgener Mulde" haben Roetgenbach, Schleebach, Grölisbach und Dreilägerbach ihr Quellgebiet. Sie füllen begründend den größten Bach des Gemeindegebietes, den Vichtbach, dessen Talverlauf hier beginnt. Auch der Lenzbach und Rommerichbach mit seinen Teichanlagen beleben die landschaftlich schöne Lage der Gemeinde.

Die Mulartshütte war die einzige eisenerzeugende Hütte am Vichtbach, deren Gründungsdatum aktenkundig ist. Erwähnenswert ist der schöne Fachwerkbau "Altes Jägerhaus", der auch als eines der ältesten Häuser von Mulartshütte bezeichnet werden kann.

Die Ortschaft Roetgen wurde nach neuesten Erkenntnissen 1475 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Somit haben urkundlich nachweisbar 1475 schon Siedler in Roetgen gelebt. 1551 sind in den Steuererhebungslisten des Monschauer Landes erstmals die Namen von Roetgener Bewohnern aufgeführt. Auf die Tatsache, daß die ersten Siedler wegen des nassen, sumpfigen Bodens gezwungen waren, Brach- und Heideland für den Eigengebrauch zu roden, ist die Weiträumigkeit und die Streusiedlung Roetgens zurückzuführen. Dieses charakteristische Bild ist bis zum heutigen Tage erhalten.

In einer Zählung aus dem Jahre 1656 wurden in Roetgen bereits 27 Häuser und 150 Einwohner aufgeführt.

Zum Ursprung des Dorfes Rott schreibt Hans Steinröx in dem Buch: "Rott-Erinnungen" auf Seite 42: "Mit dem Jahre 1502/1503 beginnen die Forstmeister-Rechnungen des Amtes Montjoie im Hauptstaat Archiv in Düsseldorf. Die Namen darin erscheinen noch sehr spärlich und sind nicht nach Dörfern getrennt, sondern nach Huten - den Hütebezirken; für Roetgen und Rott kommen die Venn-Hut und die Rackerscheider Hut in Frage."

Da finden wir für den April des Jahres 1504/1505 in der Venn-Hoidt den Claiß (Nikolaus) up dem Raide, zu sprechen als "Rahde" und den kurthen (schwer lesbar) up dem raide, im Mai dann den Johann up dem raide und des claeß son up dem "rade"; damit ist das Jahr 1504/1505 als erstes Jahr für Rott aktenkundig und kann als Geburtszeugnis angesehen werden.

Im Jahre 1660 wurde die katholische Kirche geweiht. Sie war zunächst Tochterkirche von Konzen, wurde aber schließlich im Jahre 1754 selbständige Pfarrei.

Die erste Kirche in Rott wurde schließlich im Jahre 1717 erbaut und im Jahre 1804 selbständig; sie wurde durch ein Geschenk einer Reliquie des heiligen Quirinius zur Wallfahrtskirche.

Die Anfänge der evangelischen Gemeinde gehen in Roetgen bis ins Jahr 1700 zurück. 1778 erhielten die Evangelischen das Recht der freiwilligen Religionsausübung. Die Kirche wurde 1782 ihrer Bestimmung übergeben. Da die Zahl der Evangelischen in den letzten 30 Jahren beträchtlich zunahm, wurde 1967 auch in Rott ein Gemeindezentrum erbaut.

Seit seinen Anfängen bis nach der französischen Revolution gehörte Roetgen zum Amt Monschau des Herzogtums Jülich-Berg. Dieses Amt wurde unter der französischen Herrschaft als Kanton Monschau am 24.8.1801 dem Ruhrdepartment zugegliedert.

Nach der endgültigen Niederlage Napoleons gelangte das Gebiet mit der späteren Rheinprovinz durch Beschluß des Wiener Kongresses am 15. April 1815 an Preußen. Im Jahre 1816 schlossen sich die selbständigen Gemeinden Roetgen und Rott zur Bürgermeisterei zusammen. Die selbständige Bürgermeisterei Zweifall, wozu Mulartshütte gehörte, wurde später ebenfalls von Roetgen aus mitverwaltet. 1934 bildeten die drei selbständigen Gemeinden Roetgen, Rott und Zweifall das Amt Roetgen.

Der von Napoleon 1809 aus strategischen und wirtschaftlichen Gründen begonnene Ausbau der heutigen B 258 wurde unter preußischer Herrschaft 1816 - 1818 beendet.

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Am 1.7.1885 wurde Roetgen an das Eisenbahnnetz Aachen - St. Vith, angeschlossen. 1909 wurde mit dem Bau der Dreilägerbachtalsperre begonnen. Das Wasser dieses Baches und sein 11 qkm großes Niederschlagsgebiet wurden am Fuße des Struffelt durch den Bau der Sperrmauer gestaut. Weite Teile des Kreises und der Stadt Aachen wurden von der unterhalb der Mauer liegenden Filteranlage mit Trinkwasser versorgt.

Am 15.9.1926 wurde die Dreilägerbachtalsperre durch einen Stollen mit dem Obersee der Rurtalsperre verbunden. Die Bauzeit für den Stollen betrug 21 Monate. Die Staumauer wurde in den Jahren 1990-1993 saniert und zu diesem Zweck die Talsperre entleert. Durch die Abtretung der Kreise Eupen und Malmedy an Belgien nach dem 1. Weltkrieg wurde Roetgen Grenzort. Besonders die Verkehrsverbindung zu den übrigen Orten des Kreises wurde problematisch, die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde war in Frage gestellt.

Am 12. September 1944 um 14.30 Uhr marschierten die Amerikaner, über Petergensfeld kommend, in Roetgen ein. Es war "die erste deutsche Stadt", die von den Amerikanern eingenommen wurde - so berichtete die New York Times am 14.9.1944. Herr Schleicher aus Roetgen wurde von den Amerikanern zum Bürgermeister ernannt.

Bereits im Jahre 1969 schlossen sich die noch selbständigen Gemeinden des Amtes Roetgen freiwillig zu einer Gemeinde zusammen. Durch die kommunale Neugliederung des Aachener Raumes wurde 3 Jahre später - am 1. Januar 1972 - die erneute Änderung vorgenommen. Im Gegensatz zur allgemeinen Vergrößerung von Städten und Gemeinden wurde die bereits bestehende Gemeinde Roetgen durch Abtretung der Ortschaft Zweifall ohne Mulartshütte an die Stadt Stolberg verkleinert. Dies lag jedoch weniger an der jetzigen Struktur der Gemeinde als an ihrer geographischen Lage, wonach eine Zuordnung nach Süden oder Norden nicht günstig erscheint.

Seit dem 1.1.1972 bilden die Ortschaften Roetgen, Rott und Mulartshütte die Gemeinde Roetgen. Um die Funktionen, die ihr als Naherholungsgebiet im Landesentwicklungsplan zugewiesen sind, besser erfüllen zu können, kam die Landesregierung am 1.1.1974 dem Wunsch der Gemeinde nach, indem sie aus Anlaß der Grenzregulierung die Ortsteile Münsterbildchen und Rotterdell der Gemeinde zuordnete.

Die Gemeinde Roetgen umfaßt heute ein Gebiet von 39,18 qkm. Die außerordentliche Beliebtheit der Gemeinde Roetgen als Wohnort macht die Entwicklung ihrer Einwohnerzahl deutlich: 1970: 4799, 1988: 6567, 1990: 7342, 1995; 7900, 1997: 8100 Einwohner. Partnergemeinden sind seit dem Jahre 1975 die Gemeinde Wervicq-Sud in Frankreich und seit dem Jahre 1990 die Gemeinde Neumark im Vogtland.

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